Von Backen, Bäuchen und GebräuchenKarnevalssitzung in BottropAus dem Gemeindebrief April / Mai 2009Wenn Bottrop Karneval feiert dann kann man sich auf was gefaßt machen. Wochen vorher wurde mit Liebe das vorbereitet, was dieses Fest so unvergeßlich machte. Da gab´s den karnevalistischen Dreikampf der "Ordensfrauen": Orden ausschneiden, laminieren und mit Bändchen versehen. Und für manch einen hieß das, den eigenen Leib mit Stemmeisen und Eiweißdrinks in die richtige Form zu bringen und ihm mit Hilfe des Ganzkörpertoasters das Bleichgesichtige auszutreiben und auf Rothaut zu trimmen.Es wurde geschneidert, geschminkt, auswendig gelernt und probegezaubert. Schon am Anfang der Karnevalssitzung stand ein besonderes Leckerli auf dem Programm. Gode Pötter überzeugte als sexy Häuptling Winnetou mit Federschmuck und Ledertanga - Hugh. Mit Inbrunst schwang er seinen Tomahawk und ließ die Backen kreisen zu eigen intonierten Songs. Den Damen des Abends glühten die Wangen und manche Plüschöhrchen wurden rot und röter.


Etwas bedeckter fielen da die Sketche von Anneliese Rauecker und Lore Mertesacker aus. Im hochgeschlossenen Badeanzug von Anno Dazumal konnte unsere Lore dem Winnetou Pötter nur bedingt Konkurrenz machen. Beide Schwestern gaben alles und sparten nicht an immer wechselnden Verkleidungen. Die Bauchmuskeln wurden strapaziert, das Publikum raste.


Erfreulich war auch, dass die ganz Kleinen unserer Gemeinde sich motivieren ließen, selbst etwas zur guten Stimmung beizutragen. Einige kamen sogar von sich aus auf die Idee mitzumachen - von Hemmung oder Berührungsängsten war da erstaunlicher Weise nichts zu spüren. Jan Hendrik Pötter (8) begeisterte mit Witzen aus seinem Schulalltag, Hobbyreiterin Maret van Stiphout erzählte Lustiges aus dem Pferdesport. Sogar die Allerjüngsten unserer Pfarrgemeinde, Ritter Malte (4) und Tierfreund Sven Niklas (3), unterstützt von seiner Mama Lissy, trugen zur allgemeinen Heiterkeit bei.




Das absolute Highlight des Abends war jedoch unsere Lisa Upietz, die sich seit Jahren leidenschaftlich dem Bauchtanz widmete und zu mitreißenden arabischen Rhytmen ihr Können unter Beweis stellte. Da war niemand mehr auf seinem Sitz zu halten, es wurde geklatscht und getobt und die Rufe nach Zugabe wurden zweimal erfüllt. Dieser Hauch von Orient begeisterte auch jene Hardliner, die sich bislang eher dem deutschen Kulturgut verpflichtet sahen.

Es war ein Abend voller Witze und Büttenreden. Manch satirischer Seitenhieb traf die, die es sicher auch verdient haben. Da durften Papst Benedikt und Kardinal Meisner natürlich nicht fehlen. Schon in der gereimten Karnevalspredigt im vorhergehenden Gottesdienst wurde auch die jüngsten Kapriolen Roms eingegangen. Aber auch andere wurden reichlich auf´s Korn genommen. Die Stimmung motivierte sogar einige Bottroper Jecken spontan dazu, ans Mikrofon zu treten und den einen oder anderen Kalauer zum Besten zu geben. Hätten Sie gewußt, was zuckersüß ist und von Baum zu Baum springt? Das ist natürlich "Tarzipan".
Bis in die frühen Morgenstunden wurde gelacht und geschunkelt und alle erinnert der bunte Karnevalsorden und die rote Nase an die Worte in der Karnevalsmesse: "Euch sei geschenkt der Orden und die rote Naas der Narren - denn Jecke sind wir in der Welt - auf Liebe und Glück wir harren - wo nur Egotrip und Kälte gilt - sind trotz Übel frohgestimmt - trinken Wein und Brot - zeigen es, daß Gott ims alles Leiden nimmt - vor Glück ist unsere Nase rot.
Bottrop Eilaaf!André Golob