Das Ende einer IdeeDer Kreis junger Familien in Röllinghausen hat sich aufgelöst.
Verkehrskindergarten soll bleiben. Kritik an der Haltung der StadtQuelle: WAZ vom 05.09.2010, Aus dem Vest
Autor: eznRecklinghausen. Eine weit über die Stadtgrenzen hinaus gelobte Einrichtung existiert nicht mehr: Der Kreis junger Familien in Röllinghausen hat sich aufgelöst. Bis zu 32O Familien waren in dem Kreis zusammengeschlossen, den Godehard und Lissy Pötter vor zehn Jahren initiiert und seither mit privaten Mitteln weiterentwickelt hatten. Zum Aushängeschild wurde der Verkehrskindergarten, der regelmäßig von Kindergarten-Gruppen genutzt wurde. Daneben gab es Gruppenangebote für Kinder und Erwachsene, bis hin zu gemeinsamen Freizeiten.
„Aus bürgerschaftlichem Engagement heraus haben wir ein soziales Angebot für Familien aufrechterhalten, das seinesgleichen gesucht hat. Doch die Stadt hat dieses Angebot nicht für so wichtig gehalten, dass sie die nötige Unterstützung zur langfristigen Sicherung bereitgestellt hätte“, sagte Godehard Pötter jetzt im Gespräch mit der WAZ.
Dass zuletzt auch noch die Vestische Arbeit zwei Ein-Euro-Kräfte strich - die WAZ berichtete - gab den Ausschlag für das Ende der bisherigen Arbeit. Der Kreis junger Familien wurde aufgelöst, sein Angebot eingestellt. Nur der Verkehrskindergarten soll erhalten bleiben: Er wird vom Stadtelternrat auf dem Privatgelände betrieben, das Pötter (für null) Euro) vermietet hat. „Es ist vorgesehen, dass die Kitas auch künftig kommen. Sie müssen allerdings ein Nutzungsentgelt von drei Euro pro Person und Tag bezahlen - das liegt deutlich unter den Tarifen, die vergleichbare Einrichtungen verlangen“, erläuterte Godehard Pötter.
Der 49-jährige selbst will und muss sich wiederauf seine berufliche Tätigkeit konzentrieren: Er verfasst Technische Dokumentationen, Handbücher und Bedienungsanleitungen. Aufgrund einer Erkrankung konnte er diese Tätigkeit nicht mehr ausüben und bekam eine Berufsunfähigkeitsrente. „Wegen unseres großen Engagements für den Kreis junger Familien und den Verkehrskindergarten wurde mir diese BU-Rente allerdings wieder gestrichen. Auch deshalb kann ich mich für das Projekt nicht mehr so engagieren, wie ich es zehn Jahre lang gemacht habe“, erläuterte Pötter. Was ihn besonders trifft: Die Stadt hilft anderen Anbietern, wie etwa der Bauspielfarm in Suderwich, seit Jahren mit namhaften Summen beim Überleben.
"Kreis junger Familien" hat sich aufgelöstQuelle: www.Recklinghaeuser-Zeitung.de, + RZ vom 06.09.2010 S.4Autor: Hermann Böckmann am 05. September 2010 10:58
Der Verkehrskindergarten, Aushängeschild des Kreises junger Familien, wird künftig durch den Stadtelternrat weitergeführt. RECKLINGHAUSEN. In den vergangenen zehn Jahren war der Verein zu einer florierenden Anlaufstation für Eltern und deren Nachwuchs gewachsen. Doch nun hat sich der „Kreis junger Familien aufgelöst“. Das teilte der Verein am Wochenende per Pressemitteiliung der Öffentlichkeit mit. 320 Familien hatten sich in dem Kreis zusammengeschlossen, der 2000 von Godehard und Lissy Pötter initiiert worden war. Das Ehepaar Pötter hatte in den vergangenen Jahren mehrfach die nicht ausreichende Unterstützung durch die Stadt Recklinghausen beklagt. Zuletzt gab es eine Debatte um den Abzug von zwei Ein-Euro-Kräften durch die Vestische Arbeit (
RZ berichtete mehrfach).
Diese Maßnahme habe das Fass aber lediglich zum überlaufen gebracht, teilt Pötter auf der Homepage des Vereins mit. Der Verein hatte in den vergangenen Jahren ein umfangreiches pädagogisches Programm entwickelt, zu dem neben Gruppenangeboten über das ganze Jahr hinweg auch regelmäßige Ferienfreizeiten gehörten. Aushängeschild des Vereins war aber der Verkehrskindergarten in Röllinghausen, der auch von den Kindertagesstätten in den Stadt gern genutzt wurde.
Diese stark frequentierte Einrichtung soll allerdings weiter erhalten bleiben und wird künftig vom Stadtelternrat e.V. weiterbetrieben. Der Parcours kann gegen ein kleines Entgelt genutzt werden. Auch soll weiter die Möglichkeit bestehen, gegen Gebühr den Verkehrskindergarten samt Niedrigseilklettergarten zum Beispiel für Kindergeburtstage zu buchen. Mit den Einnahmen soll die Unterhaltung der Fläche sichergestellt werden.
Pötter und Vertreter des "Kreises junger Familien" sparen nicht mit Kritik an der Stadt. Diese habe sich zwar gern mit dem über die Stadtgrenzen hinaus beachteten und auch mehrfach ausgezeichneten Projekt geschmückt, doch eine langfristige finanzielle Sicherung habe man nicht auf die Beine stellen wollen.
150 000 Euro aus privater Tasche"Wir sind selber sehr traurig darüber, weil wir uns gewünscht hatten, dass unsere über 10 jährige ehrenamtliche Arbeit dem Bürgermeister, Sozialdezernenten und Jugendamtsleiter ein bischen mehr wert gewesen wäre, als ein netter Händedruck. Immerhin war unser Engagement so außergewöhnlich, dass immer wieder das Fernsehen über uns berichtet hat, und Lob und Anerkennung selbst aus Australien gekommen sind", so Pötter. Mit seiner Frau hat er nach eigenen Angaben 150 000 Euro in das Sozialprojekt gesteckt.
Mitglieder kritisieren, dass in die Sanierung und den Bau von Spielflächen sechsstellige Summen von der Stadt investiert worden sei. Auch die Bauspielfarm habe eine Finanzspritze von 360 000 Euro erhalten. Für den Kreis junger Familien habe die Stadt in den vergangenen zehn Jahren aber lediglich 2450 Euro übrig gehabt.
Godehard Pötter selbst weilt derzeit in einer Klinik, bereitet sich auf die Rückkehr in seinen Beruf vor. Dem 49-jährigen Röllinghäuser ist im vergangenen Jahr die Berufsunfähigkeitsrente gestrichen worden. Wie er selbst sagt, habe der Versicherung dabei auch sein massives soziales Engagement für den "Kreis junger Familien" in die Karten gespielt. Die Versicherung vertrete die Auffassung, dass jemand, der sich so für andere einsetze, ja wohl nicht berufsunfähig erkrankt sein könne. Vor seiner Berufsunfähigkeit war Pötter als technischer Redakteur tätig. Er verfasste Technische Dokumentationen, Handbücher und Bedienungsanleitungen.