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 Betreff des Beitrags: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Mi 30. Jun 2010, 11:46 
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Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
Alle Ein-Euro-Kräfte ersatzlos gestrichen

Die schlechte Nachricht kam heute von der Vestischen Arbeit: Von jetzt auf gleich werden dem Verkehrskindergarten sämtliche Ein-Euro-Kräfte weggenommen! Damit steht das gesamte Projekt vor dem Aus, im zehnten Jahr seines Bestehens.

Völlig unverständlich findet Godehard Pötter, Leiter des Familienzentrums, diese Entscheidung. Wie keine andere Einrichtung erfüllt der Verkehrskindergarten die Kriterien der Gemeinnützigkeit und Zusätzlichkeit der Ein-Euro-Jobs. Ganz ohne Einnahmen finanziert sich das Sozialprojekt ausschließlich aus Spenden und Sponsoring, richtet sich mit seinem kostenlosen Angebot vor allem an die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, nämlich Hartz IV Familien mit kleinen Kindern.

„Noch im letzten Herbst erst haben wir den Robert-Jungk-Preis für besonders herausragendes Bürgerengagement bekommen, und nun sind wir mit die Ersten, denen alles gestrichen wird“ bedauert Elisabeth Pötter, pädagogische Leiterin der anerkannten Jugendhilfeeinrichtung an der Ortlohstraße. Mit sechs festen Eltern-Kindgruppen und hochqualifizierten Jugendprojekten hat sich in den zehn Jahren seines Bestehens der Kreis-junger-Familien aus einer Elterninitiative zu einer bedeutenden Sozialeinrichtung entwickelt. Erst im letzten Sommer wurde der neue Niedrigseilklettergarten eingeweiht, auch Spielbus und Bobbycarparcours gehören zu der weitläufigen Anlage, die von nahezu sämtlichen Kindertageseinrichtungen aus der gesamten Stadt regelmäßig genutzt wird.

Nun steht alles in Frage. Wenn jetzt nicht umfangreich Spenden eingehen, kann die intensive Arbeit mit Kindern und Eltern nicht mehr fortgesetzt werden, so Natascha Nolte aus Marl, Pressesprecherin des Familienkreises. Als besonders bedauerlich empfindet sie, dass auch die wertvolle Elternarbeit auf der Strecke bleibt. Pädagogische Themenabende, Bastelaktionen, Bildungswochenenden und Skifreizeiten gehörten ebenso dazu wie intensive Beratung und Betreuung von Menschen in persönlich schwierigen Lebenslagen. Schon ein Blick in das umfangreiche Internetforum des Familienzentrums offenbart, welch ungewöhnlich breites Sozialengagement hinter der Röllinghäuser Familieneinrichtung steckt.

Eigentlich wäre das eine Aufgabe für einen sozialen, kirchlichen oder caritativen Träger, dieses Engagement fortzusetzen, wünscht sich das Ehepaar Pötter, das in den zurückliegenden Jahren rund 150.000 Euro aus eigenen Mitteln in den Aufbau des Familienkreiszentrum investiert hat. Auch aus gesundheitlichen Gründen müssen sie sich nun zurückziehen, suchen daher nach Lösungen, diese nun bestens funktionierende Sozialarbeit an Familien und Alleinerziehenden auf wirtschaftlich tragfähigere Beine zu stellen. „Was wir geschafft haben, nämlich so viele Menschen nachhaltig sozial miteinander zu verbinden, ist hier absolut einmalig“ ergänzt Godehard Pötter in einen eindringlichen Appell an die Stadtpolitiker, soziale Träger und die Bevölkerung: „Das darf nicht einfach untergehen!“


Steuerlich abzugsfähige Spenden und Sponsoring:
Stadtelternrat Recklinghausen e.V.
Stichwort „Verkehrskindergarten“
Konto: 902 101 05
BLZ: 426 501 50
Sparkasse Vest Recklinghausen

Info:
http://www.Verkehrskindergarten.de
Kreis-junger-Familien
Ortlohstr. 121
45663 Recklinghausen
Tel. 02361 / 98870


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 Betreff des Beitrags: Re: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Mi 30. Jun 2010, 14:56 
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Jetzt müssen alle mithelfen!
Aufruf an alle Familienkreismitglieder!

Was Gode und Lissy in all den Jahren aufgebaut haben, ist beispiellos! Sie haben nicht nur ihr gesamtes Grundstück und Ihr Haus und Büro zur Verfügung gestellt, sondern auch ihr Erspartes und ihre gesamte Lebenszeit. Wer die unermüdlich sich um die Gruppen kümmernde Lissy erlebt, oder die Schönheit des von Gode errichteten Freizeitparadieses an der Ortlohstrasse, weiß wovon die Rede ist.

Ob Krabbelgruppen, Spieletreff, Jugend-Technik-AGs, Wildenburg-Wochenende oder Skifreizeit – es ist ein richtig aktives Leben in unserer Stadt entstanden, aufgebaut und mit unwahrscheinlich viel Herzblut unterhalten von der Familie Pötter mit ihren beiden Kindern. Wer hinter die Kulissen schaut, sieht dort sehr sozial geprägte und aus christlichem Glauben heraus handelnde Menschen, denen es eine Freude ist, für ein funktionierendes Familienklima in unserer Stadt zu einzutreten.

Schon die rasant ansteigende Größe des Familienkreises ist in der letzten Zeit zu einer persönlichen Herausforderungen geworden für Gode und Lissy Pötter. Während andere ihren Berufen nachgehen und Geld verdienen, beginnt für die Pötters schon morgens der Tag mit der ersten Gruppe, dem Koordinieren der Landschaftspflegearbeiten, administrative Betreuung der Mitarbeiter, Finanzierungsfragen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nachmittags dann die nächste Gruppe, abends Vorbereitung von Veranstaltungen, Gespräche mit Ratsuchenden, Sport-AG, pädagogische Abende, Elternbasteln. Nachts - wenn andere schlafen, verdient Gode mit seinem Büro etwas Geld, um damit die Familienkreisarbeit bezahlen zu können. Der gesundheitliche Zusammenbruch war nur noch eine Frage der Zeit...


Stellenbedarf im Verkehrskindergarten

Mit dem plötzlichen Wegfall sämtlicher Ein-Euro-Kräfte steht nun eine Situation im Raum, die mit eigenen Möglichkeiten nicht mehr zu bewältigen ist. Weggefallen sind beide Stellen in der Landschaftspflege und die pädagogische Kraft, die Lissy bei der Betreuung der Gruppen zu entlasten begonnen hat. Der Arbeitsaufwand von 25 Stunden pro Woche entspricht jeweils einer Halbtagsstelle. Selbst wenn man nun mit spitzer Feder reduziert, was irgendwo einsparbar ist, bleiben wenigstens zwei zu finanzierende Haltagsstellen allein für die weggefallenen Ein-Euro-Kräfte.

Aber auch die immense Belastung von Gode und Lissy kann auf Dauer nicht so weitergehen. Durch schwere gesundheitliche Probleme müssen die beiden sich ohnehin Stück für Stück aus dieser Überbelastung heraus ziehen. Daher ergibt sich auch in diesem Bereich der Bedarf nach mindestens zwei Vollzeitstellen.


Das darf jetzt nicht untergehen!

Unter Beibehalt des bisherigen Angebotsumfangs im Familienkreis ergibt sich ein monatlicher Finanzbedarf von rund 6000 Euro. Bemessen am Bedarf jedes noch so kleinen anderen Kindergartens ist das zwar eine vergleichsweise geringfügige Summe, für einen Einzelnen jedoch kaum zu stemmen. Bislang ging das, weil ein Teil des Bedarfs durch Spenden hereinkam, ein anderer Teil durch den Wert der Ein-Euro-Kräfte, und der (überwiegende) Rest als Herzensangelegenheit von der Familie Pötter aufgebracht wurde.

Für ein Fortsetzen des Familienkreises gibt es daher mehrere Möglichkeiten.

  • Zum einen in Form von Mithilfe vieler, Spenden und Sponsoring zu gewinnen. Deshalb der Aufruf an alle, in Vereinen, am Arbeitsplatz oder in der Familie und bei Freunden um steuerlich absetzbare Spenden zu bitten, oder Sponsoring-Werbung zu vermitteln.

  • Zum anderen durch die Mithilfe vieler, eine öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen. Je mehr Menschen von unseren schwierigen Herausforderungen wissen, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, auf Leute zu treffen, die umsetzbare Ideen haben oder anderweitig helfen können. Deshalb der Aufruf an alle, Leserbriefe zu schreiben, in denen um den Erhalt des Verkehrskindergartens gekämpft wird.

  • Zum anderen durch Vermittlung an Träger, Einrichtungen oder Stiftungen, die ein gutes, bereits funktionierendes soziales Projekt suchen, das es zu unterstützen gilt. Das können Bürgerstiftungen sein, caritative oder kirchliche Träger oder Förderprojekte von Kommunen, der Länder oder der EU. Hier ist die Mithilfe vieler gefragt, beim Finden solcher Möglichkeiten zu helfen und den Kontakt herzustellen. Es hilft nichts, einfach nur pauschale Tipps an die Pötters zu richten und dadurch für noch mehr Arbeit zu sorgen. Deshalb der Aufruf an alle, ihre beruflichen oder sonstigen Möglichkeiten einzusetzen, solche Finanzquellen zu finden.

  • Und schließlich durch städtische Unterstützung, wie das bei den bisherigen Ein-Euro-Kräften schon der Fall war. Jedoch hat der Verkehrskindergarten leider zu wenig Lobby, um sich erfolgreich bei der trotz aller Nothaushaltsbekundungen stattfindenden Mittelverteilung im Kinder- und Jugendbereich behaupten zu können. Deshalb der Aufruf an alle, einen Brief an den Bürgermeister zu richten, mit der Bitte, dass er als Pate des Verkehrskindergartens sich um dessen Fortbestand kümmern möge - am besten als offener Brief über die Tagespresse.


Jetzt handeln, heute!

Es wird jetzt Zeit, etwas zu tun. Mit dem heutigen Tag steht der Verkehrskindergarten vor vollendeten Tatsachen, vor dem Aus. Ohne Vorwarnzeit. Deshalb haben wir auch keine Zeit, das sich Einsetzen um den Erhalt aufzuschieben. Je geballter sich die Familien einsetzen für das, was uns in all den Jahren ans Herz gewachsen ist und nun plötzlich vor dem Aus steht, desto mehr Chance hat es, gehört zu werden.


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 Betreff des Beitrags: Re: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Mi 30. Jun 2010, 16:40 
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Dass man uns alle Ein-Euro-Kräfte weggenommen hat, trifft nicht nur uns besonders hart.

Wir waren Vorzeige-Einsatzstelle für BZdH und Jugend-in-Arbeit, also diejenigen Stellen, die über all die Jahre Ein-Euro-Kräfte an uns entsendet haben. Wie kaum eine andere Einsatzstelle haben wir uns um unsere Mitarbeiter gekümmert, sie menschlich angenommen und ihren Mut gemacht, ihnen ein Trainingsfeld für die Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt bereitet. Dass wir das jetzt nicht mehr sein dürfen, trifft vor allem auch die Ein-Euro-Kräfte selbst, von denen vielen der Verkehrskindergarten zu einem Stückchen Heimat geworden ist.

Nicht selten wurden uns Mitarbeiter geschickt, die aus den schwierigsten Lebensumständen kamen. Ob Migrationshintergrund, Alkohlprobleme oder gesundheitliche Beeinträchtigungen - viele der Ein-Euro-Kräfte hatten gescheiterte Lebenswege hinter sich, viel Ablehnung und Frustration erfahren, fühlten sich als Mensch minderwertig.

Bei uns erfuhren unsere Mitarbeiter ein familiäres Umfeld, zwischenmenschliche Annahme und Zeit und Raum, ihre Qualitäten unter Beweis zu stellen. Fast alle entwickelten hier neuen Lebensmut, fühlten sich wohl und zuhause und setzten sich mit soviel Elan und Motivation hier ein, dass wir uns schon oft gefragt haben, warum solche Menschen keine Arbeit finden können. Die Antwort liegt auf der Hand, nämlich der von Hektik und Erfolgsdruck geprägte Arbeitsmarkt läßt für solch zwischenmenschliche Entwicklungen kaum Raum, wie wir das im Verkehrskindergarten anbieten konnten.

Deswegen haben wir unsere Einsatzstellen auch zu realen Trainingsräumen für die Rückkehr in den Arbeitsmarkt gestaltet, um die Ein-Euro-Kräfte auszustatten mit all dem, was sie für ein Bestehen im realen Arbeitsfeld benötigen. Ob Zeitstempeluhr, Arbeitsschutzunterweisungen, Mitarbeitergespräche und vieles mehr - in hohem Maß haben wir die Selbständigkeit gefördert, sich zu organisieren, Arbeit zu sehen und praktische Lösungen selber zu entwickeln. In engem Kontakt mit den Außendienstmitarbeitern der entsendenden Stellen haben wir unsere Ein-Euro-Kräfte regelrecht qualifiziert, menschlich angenommen und seelisch wieder aufgebaut.

Deswegen tut es uns auch weh, dass gerade wir als erste sämtliche AGH-Stellen aberkannt bekommen. Auch unsere Ansprechpartner beim BZdH und Jugend-in-Arbeit können das nicht verstehen, haben regelrecht um uns gekämpft. Doch die Entscheidung fiel an "höherer" Stelle, nämlich bei der Vestischen Arbeit. Dort kennt man uns nicht, hat bisher jede Einladung zum Kennenlernen ausgeschlagen. Entschieden wurde nach anderen Gesichtspunkten, nicht im Sinne der Menschlichkeit für die Betroffenen. Das ist bei uns anders, völlig anders. Deshalb tut solch ein Umgang mit Menschen einfach nur weh.



Bild

Folgenschwerer Irrtum

Quelle: Marler Zeitung vom 01.07.2010

Stellungnahme von Natascha Nolte, Pressesprecherin „Kreis junger Familien“, zum Bericht „Keine 1-Euro-Jobs mehr im Verkehrskindergarten“ vom 1. Juli

Die Entscheidung, dem Verkehrskindergarten alle 1-Euro-Jobs wegzunehmen, beruht auf einem offenbar folgenschweren Irrtum der Arbeitsbehörde. Wie der Pressesprecher der Vestischen Arbeit, Ulrich Kupke, gegenüber der RZ bestätigte, geht er davon aus, dass es sich beim Verkehrskindergarten um ein „privates Projekt“ handele, und ehrenamtliche Einrichtungen würden nicht mehr gefördert.

Doch der „Kreis junger Familien“ ist kein privates Projekt, sondern ein als gemeinnützig anerkannter Verein, so wie z.B. der Verein für Jugendhilfe, der die Bauspielfarm in Suderwich betreibt. Und er ist auch nicht ehrenamtlich, sondern von der Stadt Recklinghausen anerkannte Jugenhilfeeinrichtung, so wie z.B. die Caritas oder der Schulbauernhof.

Nur, dass der Verkehrskindergarten sämtliche Gelder vollständig für die Sozialarbeit einsetzt und daraus keine Zahlungen an Herrn oder Frau Pötter abzweigt, unterscheidet ihn von nicht ganz so sozial denkenden Einrichtungen. Will die Vestische Arbeit daraus der Jugendhilfeeinrichtung „Verkehrskindergarten“ einen Strick drehen? Das wäre an Zynismus nicht mehr zu überbieten.


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 Betreff des Beitrags: Brief an den Bürgermeister
BeitragVerfasst: Do 1. Jul 2010, 11:36 
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Offener Brief an den Bürgermeister
Bitte um Hilfe, Wege zu finden


Hallo sehr geehrter Bürgermeister Pantförder,

wir, die Eltern und Kinder vom Verkehrskindergarten wenden sich mal wieder mit der Bitte um Hilfe an Sie, als unseren Paten. Wie Sie aus der Tagespresse sicherlich mitbekommen haben, sind uns sämtliche Ein-Euro-Stellen gestrichen worden. Wir haben auch keine eigenen Mitarbeiter, da wir keine Einnahmen haben, um welche bezahlen zu können. Im Glauben daran, daß in unserer Gesellschaft Sozialengagement auch heute noch möglich sein muß, ohne immer gleich darauf zu schauen, daß es sich sofort "rechnet", richtet sich unsere Arbeit am Menschen ja bekanntlich kostenlos an die Schwächsten unserer Gesellschaft, nämlich Hartz IV Familien und Alleinerziehende. Dieser Teil unserer Arbeit ist jetzt in Frage gestellt.

Natürlich gibt es Spielregeln in unserer Gesellschaft, die können wir und Sie sicher nicht einfach umgehen. Und wir sehen ja auch, wie gerne Sie an so vielen Stellen in unserer Stadt einiges anders lösen würden, wenn denn die Möglichkeiten dafür da wären. Wir können bestimmt vieles selber tun, und tun das ja auch, wie Sie in den letzten Jahren immer wieder hier sehen konnten. Aber an so manchen Stellen brauchen wir einfach Hilfe. Das ist jetzt der Fall. Wenn wir bloß wüßten, wie man herausfindet, wo und wie dafür vorgesehene Möglichkeiten gefunden und beantragt werden könnten, z.B. Landes- und EU-Förderungen, Bürgerstifttungen, Spenden und Sponsoring. Oder reguläre Programme, in die wir vielleicht reinpassen, wenn wir an bestimmten Stellen etwas modifizieren.

Wir bitten Sie sehr um Hilfe, uns Kontakte zu vermitteln, wo uns jemand profund an die Hand nimmt, der sich damit auskennt. Wir rufen gar nicht immer nach Geld, sondern suchen Wege. Die Stadt hat doch Kompetenzen, solche Wege zu finden, und uns aufzuzeigen, wie man sich innerhalb dieser Spielregeln bewegt. Wir haben all das nicht, und auch keine Kraft und Kapazität, auch noch auf der Basis von Versuch und Irrtum hier erst einmal Basiserfahrungen zu sammeln. Wir brauchen konkrete Anleitung - mit dem Ziel, unsere wertvolle Arbeit am Menschen für die Stadt Recklinghausen zu erhalten. Wenn das auch seitens der Stadt gewünscht ist, dann bitten wir Sie, uns dabei zu helfen mit allen Möglichkeiten, die die Stadt derzeit hat.

Vielen herzlichen Dank

Godehard Pötter
http://www.Verkehrskindergarten.de


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 Betreff des Beitrags: Offener Brief an den Bürgermeister
BeitragVerfasst: Do 1. Jul 2010, 17:57 
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Hallo liebe Eltern, Kinder und Freunde des Verkehrskindergartens,

nur mit einem Aufruf einen offenen Brief an den Bürgermeister zu schreiben, ist es leider nicht getan.
Jetzt heißt es anpacken und mit machen. Jetzt kommt es auf jeden von Euch an!

Also nehmt Euch ein paar Minuten Zeit und schreibt einen offenen Brief an unseren Bürgermeister und schickt ihn per Mail an:
wolfgang.pantfoerder@recklinghausen.de
rzredaktion@zb-marl.de
redaktion.recklinghausen@waz.de

Unser offener Brief:

Sehr geehrter Herr Pantfoerder,

mit großem Entsetzen haben wir in dieser Woche erfahren, dass dem Verkehrskindergarten
alle Ein-Euro-Kräfte gestrichen wurden.
Der Wegfall dieser oft unterschätzten Hilfen stellt eine existenzielle Bedrohung für den
Verkehrskindergarten dar.

Die Familie Pötter hat ihr Grundstück, ihre Räumlichkeiten, viel Zeit und ihr Vermögen in
dieses einzigartige Sozialprojekt gesteckt und sollen jetzt auch noch alleine diese tolle
Anlage in Stand halten und die Betreuung der Kinder übernehmen?

Wie soll das funktionieren?
Lissy und Godehard Pötter sind schon lange an ihrer Belastungsgrenze angelangt

Bitte setzen sie sich als Pate des Verkehrskindergartens dafür ein, dass dieses einzigartige
Projekt nicht ein vorzeitiges Ende findet.

Mit freundlichen Grüßen

Familie Markus Bessel
Recklinghausen-Hochlar


So oder ähnlich kurz und knapp sollten Eure offenen Briefe aussehen.
Also haut in die Tasten und schickt Euren Brief noch heute in einer einzigen
E-Mail gleichzeitig an unseren Bürgermeister, die Recklinghäuser-Zeitung und an die Redaktion der WAZ:
wolfgang.pantfoerder@recklinghausen.de rzredaktion@zb-marl.de redaktion.recklinghausen@waz.de


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 Betreff des Beitrags: Re: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Di 13. Jul 2010, 11:01 
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Liebe Familienkreismitglieder!

In diesem Jahr besteht der Kreis-junger-Familien nun zehn Jahre! Es ist sehr viel entstanden. Aber nun stehen wir auch vor ganz neuen Herausforderungen. Zehn Jahre haben wir versucht, den Aufbau und Unterhalt des Verkehrskindergartens allein auf freiwilliger Spendenbasis und Sponsoring zu finanzieren. Es war ein Versuch, zu zeigen, dass Sozialengagement in dieser Welt noch möglich ist. Es sind ja auch viele Spenden hereingekommen, doch noch viel mehr haben wir aus eigenen Mitteln hinzu getan.

Und nun steht die Anlage, ein wunderschönes Paradies ist entstanden, in der viele Kinder schon seit Jahren groß geworden sind. Und ein gut funktionierender Familienkreis hat sich gebildet, mit Veranstaltungen, Erwachsenenarbeit, Fahrten nach Golling oder auf die Wildenburg und einem tollen Netz an Freundschaften und innerer Verbundenheit. Und das über 10 Jahre - das muss uns erst mal jemand nach machen...

Doch nach dem Wegfall sämtlicher 1-Euro-Kräfte, vor allem aber durch den Rückgang der meisten Sponsoren, steht der Familienkreis nun vor der Herausforderung, den Unterhalt der Anlage selber in die Hand zu nehmen.

Wir - als Familie Pötter - können das nicht mehr in dem Umfang, wie bisher. Weder können wir weiter so viele finanzielle Mittel aufbringen, noch in dem Umfang von zwei Vollzeitstellen uns weiter so persönlich einbringen.

Die Alternative war daher, den Kreis-junger-Familien einzustellen, und nur noch die Anlage für Kindergeburtstage und Kindergartengruppen zu erhalten. Das eigentlich Wertvolle, die Arbeit mit und an den Menschen, was uns von einem einfachen Spielplatz unterscheidet, wäre dabei auf der Strecke geblieben.

Wir sind daher froh, dass nahezu alle Familien von sich aus vorgeschlagen haben, in Zukunft wie bei einem Sportverein über Mitgliedsbeiträge die Vereinsaufgaben mitzutragen. Damit können wir zumindest die Landschaftspflege über eine 400 Euro Stelle sichern. Weiterhin bemühen wir uns natürlich um Sponsoren und Spenden, um auch die Kosten für Reparaturen und Materialien auffangen zu können.

Die für uns sehr zeitintensive Arbeit mit den Gruppen und Erwachsenen sowie Organisation müssen wir auch auf mehrere Schultern verteilen. Dazu werden wir im September zu einem Treffen einladen, bei dem wir ein Leitungsteam wählen. Wer sich vorstellen kann, hierbei mitzuwirken, sei schon im Vorfeld herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden.


In den kommenden Tagen erhaltet Ihr Post vom Verkehrskindergarten.

Zum 1. August werden alle bisherigen Mitgliedschaften aufgehoben – zugleich erhalten Ihr einen neuen Mitgliedsantrag mit dem Konsens der aus allen Gruppen vorgeschlagenen Beitragsregelung. Wir sind dabei bewusst weit unter den Sätzen geblieben, die üblicherweise von anderen Anbietern verlangt werden (z.B. Familienbildungsstätte). Außerdem haben wir eine familienfreundliche Geschwisterkindrege¬lung getroffen.

Es gibt auch Fördermitgliedschaften, wenn z.B. eine Familie nicht mehr zu uns kommen und unsere Einrichtungen nutzen möchte, uns aber weiter unterstützen will. Oder fragt doch auch mal bei den Großeltern oder Freunden und Bekannten.


Wir sind uns darüber bewusst, dass durch diese neue Regelung unser Kreis von derzeit 312 beitragsfreien Mitgliedschaften auf vielleicht nur 20-30 Familien schrumpfen wird. Wir sind uns aber sicher, dass wir mit denjenigen, die dabei bleiben, einen noch viel schöneren Familienkreis auf die Beine stellen werden, als es bislang schon war. Wo jetzt ohnehin die meisten Sponsoren weggefallen sind, nützt uns die hohe Mitgliederzahl ohnehin nicht mehr viel. Dann lieber kleiner – dafür intensiver. Darauf freuen wir uns jetzt schon!

Liebe Grüße
Gode + Lissy Pötter


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 Betreff des Beitrags: Re: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Di 13. Jul 2010, 11:34 
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Resumé über mein langjähriges Sozialengagement

"Sich zu engagieren, für andere einsetzen, ist etwas Positives". Trotz aller Schwierigkeiten glaube ich noch immer an diesen Satz, der ja unbestritten seinen Grad an Wahrheitsgehalt hat. Und ich werde es auch weiter tun, weil ich an das Positive glaube und meinen Teil dazu beitragen will.

Dieser Teil war in den letzten Jahren ziemlich groß, vielleicht etwas zu groß. Deshalb schmerzt es auch besonders, wenn die eigene Idealvorstellung von einer sozialen Welt an die Realität von kommunalen Nothaushalten, harten Verteilungskämpfen und weitaus weniger sozial denkenden Gesellschaftsschichten trifft. Dabei könnte eine solche, viel weniger an sofortigem Profit orientierte Welt funktionieren, vielleicht an vielen Stellen runder, als sie es derzeit tut.

Mein langjähriges Sozialengagement hat mir nicht gut getan, dieses Resumé muß ich leider ziehen. Dabei lag es nicht an den Menschen, für die ich mich eingesetzt habe. Sondern an einer Welt, für die Sozialengagement unrealistisch geworden ist, die gleich hinter allem und immer einen Haken sucht und vermutet.

Wie oft bin ich Behörden, Sponsoren und auch Privatleuten begegnet, denen der Umfang unseres Sozialengagements so weltfremd vorkam, dass man uns lieber nicht helfen wollte. Oder jetzt aktuell die Entscheidung der Arbeitsagentur, uns sämtliche Ein-Euro-Kräfte wegzunehmen, weil wir sämtliche Arbeit ehrenamtlich erbringen, statt von den Spenden Gehälter zu zahlen. Oder meine BU-Rentenversicherung, die mir meine Rente unter Verweis auf mein Sozialengagement gestrichen hat - weil "jemand, der sich so umfangreich sozial engagiert, nicht berufsunfähig erkrankt sein kann.

Doch, kann man! Ich habe mein halbes Leben in Kliniken verbracht, weil ich als Kind in einer kirchlichen Einrichtung schwerste Mißhandlungen erlebt habe, seitdem schwerbeschädigt bin. Aus diesem Antrieb heraus, den Kindern in meinem Umfeld eine bessere Kindheit und ein behütetes Familienleben zu ermöglichen, ist all das riesige Sozialengagement entstanden. Ist das weltfremd?


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 Betreff des Beitrags: Ist dein soziales Engagement weltfremd?
BeitragVerfasst: Di 13. Jul 2010, 12:53 
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Ist dein soziales Engagement weltfremd?

Hallo Gode,

sicher ist das soziale Engagement von euch beiden nicht weltfremd.

Es ist einfach überirdisch gut und nötiger denn je, in einer Zeit in der die Menschen immer mehr zu passiven Konsumenten verkommen.

Für viele Leute ist euer Engagement aber so gut und selbstlos, dass es fast schon unglaubwürdig wirkt und man einen versteckten Haken dahinter vermuten muss.

John F. Kennedy sagte einmal: „Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!“

Im übertragenen Sinn ein Aufruf an alle Mitglieder: Denkt mal darüber nach, was ihr für den Erhalt Verkehrskindergartens tun könnt?

Liebe Grüße
Markus Bessel


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 Betreff des Beitrags: Re: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Di 13. Jul 2010, 23:33 
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WDR-Lokalzeit im Verkehrskindergarten
Drehtermin am Donnerstag um 10:30 Uhr

Durch die bisherige Berichterstattung aufmerksam geworden kommt am Donnerstag (15.07.) vormittag gegen 10:30 Uhr ein Fernsehteam vom WDR zum Verkehrskindergarten. Wer von den Familien Zeit hat, mit hinzu zu kommen, sei herzlich eingeladen, durch Präsenz für den Erhalt unseres Familienkreises einzutreten.

Nicht zum ersten Mal wird im Fernsehen über uns berichtet. Schon zur Eröffnung des Verkehrskindergartens in 2005 waren der WDR und Sat1 bei uns. Rund ein Jahr später, als es wegen der Bebauung des vorherigen Brachgeländes mit dem Bobbycarparcours zu erheblichen Gebührenforderungen der Stadt kam, war es ebenfalls die WDR-Lokalzeit, die darüber berichtete. Und zuletzt im November 2009, als die Familie Pötter für ihr ungewöhnliches Sozialengagement öffentlich den Robert-Jungk-Preis im Düsseldorfer Ständehaus erhielten.

Ganz sicher kann man soviel Einsatz für die gute Sache als "weltfremd" bezeichnen - im Sinne eines Kompliments. Denn was die Familie Pötter hier auf die Beine gestellt hat in den vergangenen Jahren, ist in unserer Welt keineswegs selbstverständlich. Das verdient Anerkennung nicht nur als bloße Auszeichnung, sondern endlich die notwendige Förderung, damit dieses Sozialengagement auch weiterhin besteht.


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 Betreff des Beitrags: Re: Verkehrskindergarten steht vor dem Aus!
BeitragVerfasst: Do 15. Jul 2010, 08:25 
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Zehn Fragen an Gode Pötter
Interview über die Zukunft des Familienkreises

von: Natascha Nolte, Marl

Über die aktuelle Entwicklung im Verkehrskindergarten an der Ortlohstrasse stellt Natascha Nolte, Pressesprecherin vom Kreis-junger-Familien, zehn Fragen an den Leiter der Einrichtung, Herrn Godehard Pötter (48), der zusammen mit seiner Frau Lissy Pötter den Familienkreis im Jahr 2000 gegründet und die ganze Anlage gebaut hat:

Natascha Nolte: Sie hatten bisher drei 1-Euro-Kräfte. Warum jetzt nicht mehr?

    Gode Pötter: Seit mehr als 5 Jahren setzen wir uns sehr ein für die Menschen, die als Ein-Euro-Kräfte zu uns kommen. Das sind oft Leute, die völlig am Ende sind, abgelehnt, auf dem Abstellgleis, die niemand mehr will, die sich selber aufgegeben haben. Oft auch alkoholbedinger Hintergrund.

    Wir haben diese Menschen angenommen, uns intensiv um sie gekümmert, sie gefördert und ihnen eine richtige Übeplattform geboten, mit der sie sich wieder auf ihr Arbeitsleben vorbereiten konnten. Diese Menschen sind hier regelrecht aufgeblüht, haben sich angenommen gefühlt und ihr Selbstwertgefühl wiedergefunden. Manchen haben wir hier sogar eine richtige Berufsqualifikation geboten.

    Es tut uns weh, wenn die Arbeitsagentur nun behauptet, sie müsse die Ein-Euro-Kräfte vor uns schützen, weil wir sie gar nicht anleiten könnten.

Natascha Nolte: Die Arbeitsagentur sagt, dass nur hauptamtliche Kräfte die Ein-Euro-Kräfte anleiten können. Stimmt das?

    Gode Pötter: Wir sind hier hauptberuflich tätig – ich bin als Unternehmer den ganzen Tag auf der Anlage. Meine Frau ist staatlich geprüfte Erzieherin, ebenfalls den ganzen Tag mit den Ein-Euro-Kräften beschäftigt.

    Das einzige, was uns von der Definition der Arbeitsagentur unterscheidet, ist dass wir keine Gelder aus den Spenden und Sponsoring abziehen, um uns Gehälter zu zahlen. Sondern wir stecken alles in das Sozialengagement. Ist die Befähigung, Ein-Euro-Kräfte anzuleiten, allein von der Tatsache abhängig, dass wir aus den Spendenmitteln Gehälter an uns zahlen?

Natascha Nolte: Wer hat Schuld an der ganzen Misere?

    Gode Pötter: Von Schuld kann gar keine Rede sein. Wir haben 10 Jahre lang etwas aufgebaut, was nun steht und unwahrscheinlich schön und wertvoll geworden ist. Das gilt es nun zu erhalten, und das ist die Aufgabe, bei der wir nun Hilfe suchen.

    Eine Stadt wie Recklinghausen muß sich fragen, was es ihr wert ist, wenn ihre eigenen Bürger vollkommen in Eigenleistung etwas aufbauen, was über alle Stadtgrenzen hinweg Beachtung findet, schon eine ganze Anzahl von Familien dazu gebracht hat, sich hier anzusiedeln und sogar mit dem landesweiten Robert-Jungk-Preis ausgezeichnet wird.

Natascha Nolte: Was erhofft Ihr Euch von der Stadt?

    Gode Pötter: Wir sehen, dass trotz Nothaushalt und enger gesetzlicher Vorgaben andere Träger sehr wohl erhebliche Fördermittel erhalten. Wir haben bis auf zwei Spielgeräte im vergangenen Jahr in der ganzen Zeit keinerlei öffentliche Fördermittel erhalten.

    Wir sind genauso gemeinnützig und als Jugendhilfeträger anerkannt, wie diese anderen Vereine, die z.B. 6-stellige Fördermittel bekommen. Soviel brauchen wir ja gar nicht. Uns würde ein Bruchteil davon reichen, um weiterhin das öffentliche Spielangebot aufrecht erhalten zu können.

Natascha Nolte: Fühlt Ihr Euch ein wenig allein gelassen?

    Gode Pötter: In gewisser Weise schon. Wenn man soviel persönlich in ein Sozialengagement investiert, wie wir das immerhin schon seit 10 Jahren tun, dann hätte ich mir schon gewünscht, dass wir ein bischen mehr an die Hand genommen werden bei den Dingen, die wir nicht so gut können. Denn ein professionelles sich um Spenden und Sponsoring kümmern erfordert einen vollen Einsatz - und das können wir nicht auch noch obendrein.

    Wir können dafür gut mit Kindern arbeiten, für die Erwachsenen da sein, Spielanlagen bauen und uns um die Menschen kümmern, die sich hier vor Ort an uns orientieren. Uns um die Finanzierung kümmern, dafür haben wir einfach keine Zeit - und das können andere außerdem viel besser, dafür hat die Stadt Spezialisten, um deren Rat wir immer wieder gebeten haben. Immerhin leisten wir hier einen erheblichen Beitrag für das familienfreundliche Klima in der ganzen Stadt. Das sollte der Stadt schon mehr wert sein!

Natascha Nolte: Jhr habt eine beträchtliche Summe in das Projekt gesteckt. Warum?

    Gode Pötter: Ich glaube daran, dass Sozialengagement gerade in unserer Zeit ganz besonders notwendig ist. Ich hatte die Möglichkeit dazu – aufgrund meiner Lebenssituation. Also haben ich und meine Frau zehn Jahre lang all unsere Zeit, Kräfte und eine Menge von unserem Privatvermögen in den Aufbau dieses Familienkreiszentrums gesteckt.

    Wir sind bedingungslos in Vorleistung getreten, in der Hoffnung, dass unser Sozialengagement Schule macht - und dass das, was wir aufgebaut haben, unserer Gesellschaft irgendwann so wertvoll wird, dass sich jemand findet, der es am Leben hält. Jetzt sind unsere Möglichkeiten erschöpft, und wir auch. Nun brauchen wir Unterstützung, um all das Positive, was hier entstanden ist, fortsetzen zu können.

Natascha Nolte: Wie geht es jetzt weiter?

    Gode Pötter: Wir haben die Hoffnung, dass sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit vielleicht Kontakte zu Bürgerstiftungen ergeben, oder dass sich jemand bei uns meldet, der uns konkret an entsprechende Fördermöglichkeiten auf Landes- oder EU-Ebene vermitteln kann. Ich bin mir sicher, dass es diese gibt. Unsere schon übermässige Auslastung hier macht uns chancenlos, je sowas suchen und finden zu können. Dafür brauchen wir jetzt einfach Hilfe.

Natascha Nolte: Was ist, wenn Ihr diese Hilfe nicht bekommt?

    Gode Pötter: Unsere persönlichen Möglichkeiten sind jetzt nach zehn Jahren erschöpft, weiterhin unser ganzes Geld und unsere ganze Zeit in das Sozialengagement zu stecken. Wir müssen beide wieder in unser Berufsleben zurück finden. Ich werde wieder als Unternehmensberater tätig sein, während meine Frau irgendwo als Erzieherin andere Kinder betreut, während hier die Kinder traurig auf sie warten, und vielleicht von einer fremden, dafür aber geförderten Kraft betreut werden.

    Wir haben nie vorgehabt, eine kommerzielle Einrichtung zu werden, die Mitgliedsbeiträge erhebt und Eintrittsgelder verlangt. Unser ganzes Konzept richtet sich vielmehr an die Schwächsten in unserer Gesellschaft, nämlich Hartz IV Familien, Alleinerziehende und mittellose Menschen, die nicht auch noch Geld dafür zahlen müssen, um mit ihren Kindern Zeit verbringen zu können.

    Wir werden aber förmlich dazu gezwungen. Daher werden wir nun die dringlichsten Aufgaben über Mitgliederbeiträge finanzieren müssen. Auf der Strecke bleibt dabei das eigentlich Wertvolle – nämlich die intensive Arbeit mit den Menschen – und das öffentliche Angebot. Dafür brauchen wir mehr, als nur eine 400-Euro-Kraft zum Rasenschneiden, sondern wenigstens eine Vollzeitstelle und zwei 400-Euro-Kräfte.

Natascha Nolte: Was steht einer Förderung durch die Stadt denn entgegen?

    Gode Pötter: Wir wissen es nicht! Wir tun seit Jahren doch, was die Stadt uns sagt. Wir sind ein eingetragener Verein geworden, haben die Gemeinnützigkeit erlangt, und sogar die Anerkennung als Jugendhilfeeinrichtung. Wir haben aus dem Privatgelände ein Vereinsgelände gemacht und alle erforderlichen Versicherungen abgeschlossen. Die Betreuung ist durch staatlich anerkannte Fachkräfte sichergestellt.

    Also - nun stehen wir genauso da, wie andere Jugendhilfeträger. Wenn wir noch etwas tun sollten und müssen, um Förderungen zu bekommen, werden wir das tun. Aber unsere Bitten, uns diesbezüglich zu beraten, verhallen seit Jahren ungehört.

Natascha Nolte: Habt Ihr vielleicht nicht laut genug um Hilfe gerufen?

    Gode Pötter: Ich glaube nicht, dass es daran liegt. Wir haben uns immer wieder an das Jugendamt gewendet, viele Male mit Volker Hülsmann gesprochen, der dort der jetzige Leiter ist. Auch mit dem Sozialdezernenten der Stadt, Georg Möllers, hat es ausführliche Gespräche gegeben. Und an den Bürgermeister als unseren Paten haben wir uns immer wieder schriftlich gewendet, mehrmals sogar als öffentlicher Brief über die Zeitung, wenn nichts anderes mehr nützte.

    Wir sind es leid, dass wir immer größere Geschütze auffahren müssen, um überhaupt noch gehört zu werden. Wohin soll sich das noch aufschaukeln?

Natascha Nolte: Wie hat denn die Stadt auf Euere Hilferufe bislang reagiert?

    Gode Pötter: Wir haben ja schon frühzeitig angefangen, uns selber nach Fördermöglichkeiten umzusehen. Zum Beispiel waren wir die ersten in Recklinghausen, die den Antrag auf Anerkennung als Familienzentrum gestellt hatten (die Zeitungen berichteten, siehe Pressespiegel) - weil wir diese Breitbandigkeit an Familienförderung schon längst im Programm hatten, als andere erst damit angefangen sind. Das Jugendamt hat uns dazu überredet, diesen Antrag wieder zurückzuziehen, weil es angeblich dafür gar keine Fördermittel geben würde. Das haben wir getan, kurz drauf hat die Stadt ihre eigenen Einrichtungen zu Familienzentren ausgebaut, weil es eben doch erhebliche Fördermittel dafür gibt.

    Oder die Sache mit der Anerkennung als Jugendhilfeeinrichtung - auch diesen Antrag haben wir zweimal gestellt. Nämlich weil wir ebenfalls nach dem ersten Mal vom Jugendamtsleiter angerufen wurden, den Antrag doch wieder zurückzunehmen, weil wir gar nicht anerkannte Einrichtung sein bräuchten, um mal Fördermittel zu erhalten. Das haben wir ihm geglaubt, und daher den Antrag zurückgezogen. Unsere kurz drauf beantragte Förderung eines Spielgerätes wurde dann aber abgelehnt unter anderem, weil wir eben keine anerkannte Einrichtung seien, und die Stadt keine freien Einrichtung fördern könne.

Natascha Nolte: Aber jetzt seid Ihr doch offiziell anerkannter Jugendhilfeträger?

    Gode Pötter: Ja, dennoch bekommen wir keine Fördermittel. Wir haben alles, was die Stadt je an Hinderungsgründen genannt hat, schnurstracks beseitigt - wir sind keine private Elterninitiative mehr, sondern ein amtsgerichtlich registrierter gemeinnütziger Verein mit Satzung und Geschäftsordnung. Wir agieren nicht auf einem Privatgelände, sondern haben unser Grundstück (für null Euro) an den Verein verpachtet, so wie die Bauspielfarm in Suderwich. Und wir sind anerkannte Jugendhilfeeinrichtung mit einem Regelbetrieb von 6 festen eigenen Gruppen.
    Nun heißt es, wir könnten nicht gefördert werden, angeblich weil wir keinem Dachverband angehörten. Ich bin mir nach all diesen Erfahrungen sicher, dass die Stadt auch dann erneut weitere Gründe findet, uns nicht zu fördern.

Natascha Nolte: Was sind nach zehn Jahren Sozialengagement Deine Erfahrungen damit?

    Gode Pötter: Ich mache leider immer wieder die Erfahrung, dass uneigennütziges Sozialengagement mißtrauisch beäugt wird, wo denn da der Haken dran ist. Nicht selten haben wir gerade deswegen eben keine Hilfe bekommen.

    Dann habe ich ausgerechnet wegen meines Sozialengagements kürzlich erst meine Berufsunfähigkeitsrente verloren, weil die Versicherung argumentiert – wer sich in solchem Umfang sozial engagiert, nicht berufsunfähig krank sein könne.

    Und nun ist es ein ähnliches Argument der Arbeitsagentur, die uns sämtliche Ein-Euro-Kräfte gekostet hat, weil wir keine Gehälter für uns abzweigen, sondern alles als Sozialengament leisten....

    Wir haben uns kürzlich erst an den Caritas-Bistumsverband gewendet mit der Bitte, uns zu beraten. Dort hat man uns lediglich die Frage vorgelegt, wieviel Beiträge wir von unseren Mitgliedern nehmen und ob sich unser Engagement wirtschaftlich rechnet.

    Das tut echt weh, und macht mich zutiefst traurig, wenn Sozialengagement nur noch möglich ist, wenn es sich sogleich und auf Heller und Pfennig „rechnet“. Ich bin in einem anderen Sozialverständnis groß geworden – und möchte das auch gerne an die Eltern und Kinder der heutigen Generation weitergeben – in der Hoffnung, dass sie es als Multiplikatoren weitertragen.

Natascha Nolte: Was ist Euer größter Wunsch?

    Gode Pötter: Ich möchte, dass all das Wunderbare, was wir hier mit viel Engagement und Herzblut geschaffen haben, weiter funktioniert und wir uns weiter so engagiert um die Menschen kümmern können, die zu uns kommen und Jahre ihres Lebens bei uns verbringen.

    Ich möchte auch die Bestätigung finden, dass in unserer Gesellschaft doch noch Sozialengagement möglich ist - und wir nicht in einer Welt leben, in der nur noch Platz für kommerzielle Strukturen sind, und das Ehrenamt zur bloßen Dekoration verkommt.

    Es ist vielleicht nur ein Wunschtraum, dass wir Menschen finden, die uns abnehmen, was wir selber nicht leisten können, nämlich den ganzen Tag damit zu verbringen, Spenden einzusammeln und Sponsoren suchen zu müssen. Denn unsere Qualitäten liegen ganz woanders - die kann man hier auf dieser wunderschönen Anlage und in dem ungewöhnlich breiten Spektrum unserer Sozialarbeit sehen. Die würden wir gerne mit ganzer Kraft und Lebensfreude fortsetzen!

Natascha Nolte: Vielen Dank für das Interview!


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